Liedla & Gedichtla

Da praktisch alle meine Texte früh beim Laufen draussen in der Natur entstehen, spielt die natürlich ein zentrale Rolle. Ein bisschen schnulzig, aber schöhöhön ist das Lied vom Sommer, ein bisschen ironisch Raben, äh, Krähen, ein bisschen melancholisch der alte und rosa blühende Apfelbaum. Die Wander-Wehchla (1-3) schlängeln sich bis zum Himalaya (III) und quer durch alle Jahreszeiten, vom eben erwähnten Sommer über den Herbst zum Winter (Verboschung), und dass aus der hierauf folgenden Jahreszeit ein Altherrenfrühling geworden ist, hat natürlich (haha!) mit meinem unerbittlich vorrückenden Alter zu tun.

Überhaupt bestimmen die älteren Semester das Genre ziemlich stark wie im gerontologisch aufmüpfigen Baum (hab ich mir selber zum 70sten gemacht) und manchmal recht drastisch, wie in Das letzte Bisschen, das von den letzten und zunehmend dementen Jahren eines mittlerweile verstorbenen Freundes handelt. Um Demenz geht es auch in dem Gedicht Löcher, in dessen Erschütterung der Musikerfreund und Nachbar Meikel Wagner durch seine Bluesharp-Untermalung etwas Tröstliches hat einfliessen lassen.

Die jüngeren Zuhörer können sich ja jetzt weiterklicken, aber das Thema Tod darf konsequenterweise nicht fehlen, schon weil der eben erwähnte Meikel sich so verdammt früh aus dem Staub gemacht hat, woran in Unfassbar erinnert wird. Da haben die Ratschläge, wie man Bruder Hein austricksen kann (Etz geds grod ned!) auch nichts mehr genützt.

Statt nur über die Frage ‘leg ich jetzt bald den Löffel hin?’ nachzudenken (Erinnerung und Gegenwart), schaut man vom Hochsitz des Alters (wie bin ich da eigentlich raufgekommen?) mit dem Fernglas auf die andere Seite der Biografie, genannt Kindheit. Ziemlich heftig und bedrückend gehts dabei in Mei inners Kind zu, wesentlich versöhnlicher in Sing mir was.

Zwischen Kindheit und Alter findet bekanntlich unter anderem das Leben statt. Zum Sinn des Liedlesmacher-Lebens gehört, dass man sich nicht nur die Natur, sondern auch die Leut und ihre ewigen Beziehungsgeschichten a weng anguckt (Die Guten, Salamander). Und sich selber natürlich auch, schliesslich versteh ich von mir immer noch (relativ!) am meisten (Das Grauen, Die Worte und Töne knapp jenseits der Stille, Lockruf der Liste, Melancholie).

Obwohl ich überzeugter und bekennender (Ober-)Franke bin, hab ich in meinem ‘Öhfre’ die Dialeggd-Boddenziale noch lange nicht ausgeschöpft. Auch wenn Dialekt-Stücke wie die Götzelsdorfer Dämmerung oder das bereits erwähnte ‘Etz geds grod ned’ eher ziemich handfest daherkommen: gerade das Oberfränkische versteckt hinter seiner Derbheit viel Zartes, fast Zärtliches, und wenn man ‘volkstümlich’ nicht mit ‘volksdümmlich’ verwechselt, gehen da ganz andere Sachen als in Hochdeutsch.

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